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Eure Herzen kennen im Stillen |
die Geheimnisse der Tage und Nächte. |
Aber eure Ohren |
dürsten nach den Klängen des Wissens in euren Herzen. |
Ihr wollt in Worten wissen, |
was ihr in Gedanken immer gewusst habt. |
Ihr wollt mit den Händen |
den nackten Körper eurer Träume berühren. |
Und das ist gut so. |
Die verborgene Quelle eurer Seele |
muss unbedingt emporsteigen und murmelnd zum Meer fließen. |
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Eure Kinder sind nicht eure Kinder. |
Sie sind die Söhne und Töchter |
der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst. |
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. |
Und wenngleich sie bei euch sind, gehören sie euch doch nicht. |
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, |
doch nicht eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen. |
Ihr dürft Ihrem Körper eine Wohnstatt geben, |
doch nicht ihren Seelen, |
denn diese wohnen im Haus von morgen, |
das ihr nicht aufsuchen könnt, |
nicht einmal in euren Träumen. |
Ihr könnt euch bemühen, wie sie zu sein, |
aber trachtet nicht danach, sie euch gleich zu machen. |
Denn das Leben geht weder zurück, noch verharrt es im Gestern. |
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Euer Freund ist die Antwort auf eure Nöte. |
Er ist das Feld, das ihr mit Liebe besät |
und mit Dankbarkeit erntet. |
Und er ist euer Tisch und euer Herd, |
denn ihr kommt zu ihm mit eurem Hunger, |
und ihr sucht euren Frieden bei ihm. |
Wenn euer Freund frei heraus spricht, |
fürchtet ihr weder das "Nein" in euren Gedanken, |
noch haltet ihr mit dem "Ja" zurück. |
Und wenn er schweigt, |
hört euer Herz nicht auf, |
dem seinen zu lauschen; |
Denn in der Freundschaft werden |
alle Gedanken, alle Wünsche, alle Erwartungen |
ohne Worte geboren und geteilt, |
mit Freude, die keinen Beifall braucht. |
Wenn ihr von eurem Freund weggeht, trauert ihr nicht: |
Denn was ihr am meisten an ihm liebt, |
ist vielleicht in seiner Abwesenheit klarer, |
wie der Berg dem Bergsteiger von der Ebene aus klarer erscheint. |
Und die Freundschaft soll kein anderen Zweck haben, |
als den Geist zu vertiefen. |
Und lasst euer Bestes für euren Freund sein. |
Wenn er die Ebbe eurer Gezeiten kennen muss, |
lasst ihn auch das Hochwasser kennen. |
Denn was ist ein Freund, wenn ihr ihn nur aufsucht, |
um die Stunden totzuschlagen? |
Sucht ihn auf, um die Stunden mit ihm zu erleben. |
Denn er ist da, eure Bedürfnisse zu befriedigen |
nicht aber eure Leere auszufüllen. |
Und in der Süße des Freundschaft lasst Lachen sein |
und geteilte Freude. |
Denn im Tau kleiner Dinge |
findet das Herz seinen Morgen und wird erfrischt. |
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Von der Ehe |
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Ihr wurdet zusammen geboren, |
und ihr werdet auf immer zusammen sein. |
Ihr werdet zusammen sein, |
wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden. |
Ja, ihr werdet |
selbst im stummen Gedenken Gottes zusammen sein. |
Aber lasst Raum zwischen euch. |
Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen. |
Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel: |
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Lasst sie eher ein wogendes Meer |
zwischen den Ufern eurer Seelen sein. |
Füllt einander den Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher. |
Gebt einander von eurem Brot, aber esst nicht vom selben Laib. |
Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, |
aber lasst jeden von euch allein sein, |
so, wie die Saiten einer Laute allein sind |
und doch von derselben Musik erzittern. |
Gebt eure Herzen, aber nicht in des anderern Obhut. |
Denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen. |
Und steht zusammen, doch nicht zu nah: |
Denn die Säulen des Tempels stehen für sich, |
Und die Eiche und die Zypresse |
wachsen nicht im Schatten der anderen. |
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Sagt nicht: |
"Ich habe die Wahrheit gefunden", |
sondern: |
"Ich habe eine Wahrheit gefunden." |
Sagt nicht: |
"Ich habe den Weg der Seele gefunden." |
Sagt: |
"Ich bin auf meinem Weg |
der wandernden Seele begegnet." |
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Denn die Seele wandelt auf allen Wegen. |
Die Seele kennt keinen geraden Weg, |
noch wächst sie wie ein Schilfrohr. |
Die Seele entfaltet sich, |
gerade so wie ein tausendblättriger Lotus. |
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Die Blumen des Frühlings |
sind die Träume des Winters. |
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